Quelle

Architekturführer Hannover

 

Martin Wörner, Ulrich Hägele, Sabine Kirchhof

Dietrich Reimer Verlag

 

 

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Künstlerhaus

Sophienstraße 2

1853-55

Conrad Wilhelm Hase

 

Der dreigeschossige Backsteinbau wurde als "Museum für Kunst und Wissenschaft" errichtet. Das Frühwerk Hases ist als Vierflügelbau angelegt; er gruppiert sich um ein zentrales Treppenhaus zwischen zwei Lichthöfen. Dem zurückgesetzten Mittelteil ist ein übergiebelter Risalit mit durch Granitlöwen flankierter Freitreppe vorgelagert; er wird durch Rundbogenfenster sowie Skulpturen Dürers und Vischers akzentuiert. Arkadenreihen gliedern das EG, Blendbögen fassen die OG‘s zusammen. Die flächige Fassade wird durch rote und gelbe Ziegel, mehrfarbigen Sandstein und Rosetten aus Keramikplatten akzentuiert. An den ebenfalls mit Blendbögen versehenen Seitenflügeln befinden sich Skulpturen von Leibniz und Humboldt. Die von Hase bis 1878 konzipierten rückwärtigen Anbauten wurden zerstört. Seine besondere Bedeutung erhält das Künstlerhaus als erster Museumsbau Hannovers sowie als eines der Hauptwerke des Hannoveraner Rundbogenstils. 1999/2000 fand eine fragmentarische Wiederherstellung des durch Nachkriegseinbauten veränderten Gebäudes statt

(Architekten Pax + Hadamczik).

 

The Artists‘ House was built as a museum of art and science, Hannovers first museum and one of the main works in the Hannover round-arch style. It consists of four wings around a central staircase, with two atriums Granite lions flank the outside staircase, and the central projection is further accentuated by sculptures by Dürer and Vischer. The facade is decorated with red and yellow bricks, multicoloured sandstone and ceramic rosette plaques. In 1999/2000 some of the postwar alterations were corrected.

 

 

151

Neues Rathaus

Trammplatz 2

1901-1913

Hermann Eggert, Gustav Halmhuber

 

Der monumentale Rathauspalast in Formen des Neobarock und der Neorenaissance versinnbildlicht eindrucksvoll das wirtschaftliche und politische Selbstbewußtsein des hannoverschen Bürgertums jener Zeit. Der dreigeschossige Komplex auf rustizierendem Sockelgeschoss ist um zwei Innenhöfe angeordnet. Die Nordfront bestimmt ein vortretender Bauteil, der von zwei runden Türmchen gerahmt wird. Das Pendant an der Südseite bildet ein dreiachsiger Mittelrisalit. Zwei schlanke Türme auf quadratischem Grundriss leiten zu den hier symmetrisch zurückspringenden Seitenflügeln über, zahlreiche Giebel, Dacherker, rundbogige Fenster sowie reicher bauplastischer Schmuck, vorwiegend zur Geschichte Hannovers, gliedern die lang gestreckten Fassadenfronten. Weithin sichtbarer Blickpunkt ist die 98 m hohe Mittelkuppel auf hohem, quadratischem Schaft, die von einer zweigeschossigen Laterne bekrönt wird. Sie stellt ein Novum in der Rathaustypologie des Historismus dar; bis dahin waren Kuppelbauten auf Parlamentsgebäude beschränkt (Bsp. Reichstag in Berlin; 1884-94 von Paul Wallot), die Rathäuser hingegen durch einen Turm charakterisiert. Das durch G. Halmhuber in gemäßigten Jugendstilformen gestaltete Innere wird durch die 38 m hohe zentrale Halle bestimmt. An ihrer Ostseite befindet sich das ehem. Sitzungszimmer des Rats mit dem Wandgemälde "Einmütigkeit“ von Ferdinand Hodler, welches das Bekenntnis der hannoverschen Bürger zur Reformation zum Thema hat. Offene Wendeltreppen, die durch umlaufende Galerien verbunden sind, akzentuieren die Ecken der Halle. Im Süden führt eine repräsentative Freitreppe in den ehem. Festsaal, der heute als Ratssaal dient. Sämtliche Prunksäle im 1. OG wurden im Zweiten Weltkrieg stark beschädigt und 1959 neu gestaltet. 1998-2000 erfolgte durch das

Architekturbüro Pax + Hadamczik

eine umfassende Sanierung des Inneren, wobei vor allem die Wiederherstellung des Gartensaals als öffentliches Restaurant erwähnenswert ist.

 

The neobaroque and neo-Renaissance New Town Hall symbolizes Hannover's confidence at the time It was built. A projecting section of the north front with two turrets has its counterpart on the south front a three axis projection. The facades have gables, dormers, arch windows and sculpture showing Hannover's history. The 98 m high dome crowned by a two-storey lantern, was the first dome on a town hall domes were previously the prerogative of parliament buildings (e.g. Berlin Reichstag). Halmhuber's restrained Jugendstll interior has a 38 m high central hall, and to its east the former council chamber with the wall painting "Unanimity" by Hodler, showing the citizens of Hannover professing the Reformation. Open spiral staircases accentuate the corners of the hall. To the south is the former banqueting hall, today used as the council chamber. All the formal rooms on the first floor were badly damaged in WWII and rebuilt.

 

 

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EXPO-Café

Ständehausstraße 6

1997

Wolfgang-Michael Pax, Thomas Hadamczik

 

Mit dem Gebäude erhielt die Expo 2000 schon vorzeitig ein publikumswirksames Schaufenster und zugleich ein architektonisch signifikantes Wahrzeichen im Zentrum Hannovers. Prägend ist die Stahl-Glas-Front zur Ständehausstr; sie erfährt durch als Informationsträger dienende Stelen ihre Fortsetzung. Das Gebäude steht auf einem Sockel, der Anlieferung, Lüftung u.ä. aufnimmt. Es erhebt sich auf dreieckigem Grundriss und wird durch ein auskragendes Flachdach abgeschlossen. Das Café mit hohem Luftraum dominiert eine großzügige, zweiläufige Treppenanlage. Eine Galerie im OG führt zu den variabel nutzbaren Veranstaltungsräumen. Entstanden ist ein Bauwerk, das durch architektonische Klarheit und städtebauliche Sensibilität besticht. Das Expo-Café hat sich als lebendiger Treffpunkt in der City und als Plattform verschiedenartiger Veranstaltungen im Vorfeld der Expo 2000 etabliert.

 

Even before Expo 2000, the Expo Café established itself as a popular meeting place in the city. The steel and glass front is continued in steles for the display of information. The high café interior is dominated by a large two-flight staircase. The upper floor has a gallery leading to rooms, where functions can be held. The café is a building characterized by clarity of structure and sensitivity to its surroundings.